Stress ist nicht per se schlecht. Die natürliche Stressreaktion ist unbedenklich, evolutionär wichtig und findet normalerweise durch die Änderung der Situation zu einem Ende. Ist das nicht der Fall, spricht man von chronischem Stress.
Die Stressreaktion als ausgewogenes System
Der Kreislauf aus Beanspruchung und Wiederaufladung der Reserven durch Feedbackschleifen nimmt in der Stressbewältigungsproblematik eine wichtige Rolle ein. Die normale und gesunde Stressreaktion verläuft in verschiedenen Phasen.
Diese Phasen sind die Alarmreaktion (Vorphase), die Widerstandsphase (Alarmphase) und die Erschöpfungsphase (Erholungsphase). In den Phasen werden Hormone kaskadenartig freigesetzt.
Die stressbedingte Aktivierung des Körpers pendelt sich im Idealfall um ein mittleres Niveau ein. Die vegetative Normallage ist hierbei die Situation, in der der Körper im Gleichgewicht ist (Homöostase). Der Aktivierungsbereich wird vom Sympathikus beherrscht und der Bereich der Erholung wird vom Parasympathikus beherrscht.
Auf Anspannung muss Entspannung folgen
Die Aktivierungskurve orientiert sich nah an einer Mittellinie und durch abwechselnde Phasen der Anspannung (Aktivierung) und Entspannung (Erholung) pendelt sie um diese neutrale Linie. Wichtig zu wissen ist, dass auf Phasen mit einer hohen Beanspruchung längere Erschöpfungsphasen folgen, als auf Phasen mit kürzerer oder niedriger Beanspruchung. So können sich auch der kleine Alltagsstress, auch Daily hassels genannt aufsumieren, wenn nicht für ausreichend Entspannung oder Stressbewältigung gesorgt wird.
Wird den Erschöpfungsphasen nicht ausreichend Raum gegeben und keine ausreichende Erholung ermöglicht, kann bei Eintreten eines neuen belastenden Reizes die Wirkung einer erneuten Belastung auf das noch nicht erholte System dazu führen, dass eine stressbedingte Erkrankung ausgelöst wird. Diese Erkrankung kann zum Beispiel die Manifestierung eines Burnout-Syndroms sein.
Chronischer Stress und seine Folgen
Chronischer Stress wirkt sich vielfältig aus. Die in der Stressreaktion freigesetzten Stresshormone beeinflussen den gesamten Organismus auf vielfältige Weise. Die Hormone beeinflussen beispielsweise das Immunsystem und können zu einer Fehlregulation körpereigenen Abwehr führen. Häufige Infekte oder Auto-Immunerkrankungen können die Folge sein.
Die dauerhafte Freisetzung von Stresshormonen kann zu Krankheiten wie Gefäßverengungen und Herzkrankheiten führen. Auch auf die neuronale Struktur des Gehirns kann sich chronischer Stress nachhaltig auswirkten und das Gehirn organisch verändern. Das Gehirn ist neuroplastisch und verändert sich durch die Art, wie wir es benutzen. Gehirnstrukturen die häufig zusammen aktiv sind agieren derart zusammen, dass ihre Effektivität gesteigert wird.
Die durch fortdauernden Stress produzierten Substanzen können Strukturen des Hippocampus schädigen und sich so auf die Lernfähigkeit und kognitive Leistungsfähigkeit auswirken. Auch verschiedene Altersbeschwerden wie zum Beispiel Gedächtnisverlust in Folge der Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses werden begünstigt. Eine mögliche Folge von chronischem Stress ist die Entwicklung eines Burnout-Syndroms.
Fazit
Chronischer Stress kann den Körper auf vielfältige Weise schädigen. Die Entwicklung von geeigneten Strategien im Umgang mit Stress ist daher wichtig für ein gesundes Leben.